
Das Original Wachauer Laberl – Warum eine Bäckerin einem Scheich die Stirn bot
Es klingt wie aus einem Film: Ein arabischer Scheich bietet Millionen für ein Rezept – und bekommt eine klare Abfuhr. Doch genau das ist in der Wachau passiert. Die Protagonistin dieser Geschichte heißt Barbara Schmidl, die das traditionelle Wachauer Laberl nach einem seit 1905 überlieferten Familienrezept bäckt. Ihr kompromissloses Bekenntnis zur Handwerkskunst und Regionalität macht das Laberl zu weit mehr als nur einem Brot – es ist ein Stück Kulturerbe.
Ein Gebäck mit Geschichte
Die Bäckerei Schmidl in Dürnstein wurde bereits 1780 gegründet. Die Erfindung des berühmten Wachauer Laberls geht auf Rudolf Schmidl zurück, der 1905 von den Reisen seines Bruders mit den Wiener Sängerknaben inspiriert wurde. Was entstand, war ein rundes Kleingebäck mit rissiger Kruste und weicher Krume – schlicht, aber unverwechselbar. Das Originalrezept besteht bis heute aus nichts weiter als Mehl, Wasser, Salz und Hefe – und viel Erfahrung im Umgang mit dem Teig.
Handarbeit als Gütesiegel
Bis heute wird das Laberl in reiner Handarbeit hergestellt. Entscheidend ist nicht nur die sorgfältige Teigführung, sondern auch das handwerkliche Schleifen der Teiglinge, das für den typischen Ausbund sorgt. Jeder Laib ist ein Unikat. Im Gegensatz zu vielen Imitaten enthält das Original keinen Kümmel – auch daran erkennt man das „echte“ Laberl aus Dürnstein.
Schutz durch Marke und Siegel
Seit 2016 ist der Name „Wachauer Laberl“ markenrechtlich geschützt. Auf der Unterseite jedes Brotes befindet sich ein kleines „S“ – das Zeichen für „Schmidl“. Damit ist sichergestellt, dass nur die Bäckerei Schmidl das Original verkaufen darf. Trotz zahlreicher Nachahmungen und Anfragen – zuletzt jenes Millionenangebots aus dem Nahen Osten – bleibt Barbara Schmidl ihrem Prinzip treu: Das Rezept bleibt in Familienhand.
Unternehmerin mit Weitblick
Barbara Schmidl, studierte Volkswirtin und heutige Inhaberin in achter Generation, übernahm den Betrieb 2014. Sie modernisierte behutsam, ohne die Tradition aus dem Blick zu verlieren. Heute beschäftigt die Bäckerei rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, beliefert über 100 Gastronomiebetriebe und plant eine Erweiterung der Backstube in Spitz an der Donau. Für ihr Engagement wurde sie 2021 als „Unternehmerin des Jahres“ in der Kategorie Handel & Dienstleistung ausgezeichnet.
Ein Stück Wachau zum Mitnehmen
Das Laberl ist weit mehr als ein Mitbringsel – es ist ein kulinarisches Symbol der Region. Egal ob pur, mit Butter, Marillenmarmelade oder einem Glas Grünen Veltliner: Der Geschmack verbindet Bodenständigkeit mit Geschichte. Und wer das Original probieren will, muss nach Dürnstein – oder in einen der ausgewählten Partnerbetriebe. Aufbacken zu Hause? Kein Problem: Vier Minuten bei 200 °C genügen, um das Wachauer Lebensgefühl auf dem eigenen Teller zu erleben.