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Europas Bäcker trainieren in Wels – Erstes internationales Trainingscamp als Vorbereitung für die EuroSkills 2025

In Wels fand kürzlich ein besonderes Pilotprojekt statt: Das erste internationale Trainingscamp für Bäcker vereinte junge Talente und Expert:innen aus fünf europäischen Ländern mit dem Ziel, voneinander zu lernen, sich auszutauschen und gemeinsam zu wachsen.

Was macht gutes Handwerk aus? Präzision, Erfahrung – und der Wille, sich weiterzuentwickeln. Genau diesem Anspruch stellte sich das erste internationale Bäcker-Trainingscamp, das im Februar 2025 an der Meisterschule für Müller, Bäcker und Konditoren in Wels stattfand. Die Initiative dazu kam von Erwin Heftberger, Lehrer an der HTL für Lebensmitteltechnologie, langjähriger Skills-Experte und Hauptorganisator des Camps: „Wenn niemand ein solches Format organisiert, mache ich es eben selbst – und bringe Europas Bäckernachwuchs nach Wels.“

So vielfältig, bunt und prächtig gelangen die Backresultate. © Heftberger

Fünf Länder – ein Ziel

Mit Teilnehmer:innen und Expert:innen aus Frankreich, Dänemark, den Niederlanden, Ungarn und Österreich wurde das Camp zu einem internationalen Austauschort auf höchstem fachlichem Niveau. Auch die Schweiz war vertreten– ihre Teilnehmerin hatte sich nach den WorldSkills jedoch aus dem Wettbewerbsgeschehen zurückgezogen. Deutschland und Belgien mussten kurzfristig absagen. Insgesamt nahmen 15 Personen teil – darunter auch erfahrene Coaches, die ihre Teams begleiteten:
• Tamás Frank, Ungarn
• Emile Blaque, Frankreich
• Lasse Bentsen, Dänemark
• Hiljo Hillebrand, Niederlande • Ramona Bolliger, Schweiz
• Erwin Heftberger, Österreich

Der enge Austausch zwischen Kandidat:innen und Trainer:innen war ein zentrales Element des Camps – jede Übungseinheit wurde nicht nur angeleitet, sondern auch gemeinsam reflektiert. Die Zusammenarbeit auf Augenhöhe ermöglichte intensive Lernprozesse und neue Impulse für alle Beteiligten.

Trainieren statt konkurrieren

Im Gegensatz zu Wettbewerben, bei denen Regeln und Zeitdruck oft Innovation und Austausch verhindern, stand beim Trainingscamp das gemeinsame Lernen im Mittelpunkt. „Vormachen – Lernen – Weiterentwickeln“ lautete das Motto. Die Aufgaben orientierten sich an realistischen Wettbewerbssituationen, boten aber mehr Freiraum für Kreativität und kollegialen Austausch.

Ein Blick ins Programm

Das dreitägige Camp war dicht getaktet und praxisorientiert:

Tag 1 widmete sich innovativen Snackkreationen aus Plunderteig – darunter „New York Roll“-Burgern, gefüllten Croissants oder süßen Spezialitäten. Auch Nachhaltigkeit war ein Thema: Rebaked Croissants demonstrierten, wie sich Überschüsse kreativ verwerten lassen.

Tag 2 stand ganz im Zeichen von Brot und Kuchen. Nach einer Baguette-Session und Spezialbroten wurden landestypische Roggenbrote mit verschiedenen Vorteigen gebacken. Den Abschluss bildete ein Kuchenmodul, bei dem jede:r Teilnehmer:in eine individuelle Rezeptur präsentierte – mit erstaunlich unterschiedlichen Resultaten. Fünf Kuchen, fünf Sieger – jede Kreation punktete in einer eigenen Kategorie.

Tag 3 brachte handwerkliche Kunst ins Spiel: Die Schweizer Expertin Ramona Bolliger leitete einen Schaustück-Workshop, bei dem Brotteig in kunstvolle Formen verwandelt wurde. Auch hier stand die individuelle Herangehensweise im Vordergrund.

Sarah Klinger von der Bäckerei Stöcher besucht derzeit die Meisterschule in Wels und hat das Trainingsprogramm erfolgreich absolviert.© Heftberger

Österreich am Start: Sarah Klinger trainiert in Wels

Mit dabei war auch die österreichische Teilnehmerin für die kommenden EuroSkills: Sarah Klinger von der Bäckerei Stöcher. Sie besucht derzeit die Meisterschule in Wels, wo sie gezielt auf den Wettbewerb vorbereitet wird. Das Camp bot ihr ideale Bedingungen, um sich mit Kolleg:innen aus ganz Europa zu messen – und gleichzeitig zu lernen.

Ein Camp mit Wirkung

Die offene Atmosphäre, gemeinsame Abendessen und eine Mischung aus Struktur und Freiraum machten das Camp zu einem Erfolg – fachlich wie menschlich. „Der Austausch unter den Kandidat:innen war bemerkenswert – etwas, das im Wettbewerbsmodus kaum möglich ist“, resümiert Heftberger. Besonders erfreulich: Das Kuchenmodul diente nicht nur als Lernfeld, sondern auch als Testlauf für eine neue Aufgabenidee bei den EuroSkills 2025 in Herning/ Dänemark.

Eine europäische Erfolgsgeschichte made in Wels

Das erste Bäcker-Trainingscamp war mehr als ein Testlauf – es war der Beginn einer neuen Form internationaler Zusammenarbeit im Bäckerhandwerk. Die Rückmeldungen aus allen teilnehmenden Ländern waren durchwegs positiv. Für Erwin Heftberger steht fest: „Solche Formate sind essenziell, wenn wir handwerkliche Exzellenz fördern und junge Talente nachhaltig stärken wollen.“

Die Aufgabenmodule im Trainingscamp für EuroSkills 2025 – Wels

Modul 1 – Snackkreationen aus Plunderteig
Kreative Snacks mit Croissants, New-York-Roll-Burgern und gefülltem Gebäck. Highlight: Rebaked Croissants als nachhaltige Resteverwertung.
Modul 2 – Dänisches Feingebäck mit Technik-Fokus
Multicoloured Croissants, Cross-Lamination, klassische dänische Plunder – mit Fokus auf Präzision und ästhetische Präsentation.
Modul 3 – Brotvielfalt mit Vorteig-Technologie
Weißbrot und Baguettevariationen, landestypische Roggenbrote, Pinsa-Snacks. Besonderes Augenmerk lag auf Vorteigen wie Aromateig und Quellstücken.
Modul 4 – Kuchenmodul & Produktentwicklung
Fünf Länder, fünf Kuchen – jede:r Teilnehmer:in entwickelte eine eigene Rezeptur für einen schweren Rührkuchen. Ergebnis: fünfmal Gold in fünf Kategorien.
Modul 5 – Schaustück aus Brotteig
Workshop unter Anleitung von Ramona Bolliger: Schaustücke mit Brotteig modellieren, formen, kreativ gestalten – inkl. Juryfeedback und Bewertung.

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