
Weizen bleibt Krisenrohstoff – auch für Bäcker in Europa
Eine neue Weltbank-Studie mit dem Titel „Strengthening Strategic Grain Reserves to Enhance Food Security“ beleuchtet die zunehmende Unsicherheit auf den globalen Getreidemärkten. Das 2025 veröffentlichte Papier wurde gemeinsam mit der FAO und dem WFP erarbeitet und wirft ein neues Licht auf die Rolle strategischer Getreidereserven. Was als Instrument gegen Hungerkrisen gedacht ist, hat auch für Bäcker und die Getreidewirtschaft in Europa spürbare Folgen.
Volatile Preise setzen das Bäckerhandwerk unter Druck
Die Weltbank warnt vor stark schwankenden Preisen bei Weizen – insbesondere in Importländern wie Usbekistan, Ägypten oder Indien. Ursachen sind wetterbedingte Ernteausfälle, geopolitische Handelskonflikte und Exportverbote. Auch in der EU zeigt sich: Wenn große Abnehmerländer in Asien oder Afrika gezielt zu günstigem Qualitätsweizen greifen, steigen die Preise für höherwertige Getreidesorten mit hohem Proteingehalt. Für Müller und Bäcker bedeutet das: Die Rohstoffsicherung wird planungsintensiver – und teurer.
Staatliche Lagerstrategien beeinflussen den Weltmarkt
Laut Studie nutzen aktuell rund 30 Länder aktiv staatlich organisierte Getreidereserven. Diese sogenannten SGRs (Strategic Grain Reserves) sollen Engpässe abfedern und soziale Programme stützen. Dabei wird immer öfter auf ausschreibungspflichtige Beschaffungen durch private Anbieter gesetzt. Das öffnet Türen für spezialisierte Unternehmen im Lager- und Transportbereich – aber erhöht zugleich die Konkurrenz um Getreide auf dem Weltmarkt. Auch EU-Märkte könnten dadurch indirekt unter Druck geraten.
Lagerung, Qualität, Ausschreibungen – neue Chancen und Risiken
Besonders relevant für die Branche: Die Studie empfiehlt eine stärkere Einbindung des privaten Sektors in Lagerung, Qualitätskontrolle und Transport von Getreide. Investitionen in moderne Silos, digitale Überwachungssysteme und effiziente Logistikstrukturen gelten als Schlüssel zum Erfolg. Damit entstehen neue Geschäftsfelder – auch für spezialisierte Betriebe in Europa.
Proteingehalt als Preisfaktor
Ein besonderes Detail der Studie: In Ländern wie Ägypten oder Jordanien zeigt sich, dass kleine Abweichungen beim Proteingehalt von Weizen zu massiven Preisunterschieden führen können. Dies könnte auch Auswirkungen auf europäische Mehlproduzenten und Bäckereien haben, deren Produkte auf genau definierte Eiweißwerte angewiesen sind – etwa für Gebäck oder Teigführung.
Global denken, regional vorsorgen
Die Weltbank-Studie verdeutlicht: Wer Brot backt, muss heute weltweite Lieferketten und politische Lagerstrategien mitdenken. Preisvolatilität, Qualitätswettbewerb und neue Vergabeverfahren in der Getreidebeschaffung sind nicht nur Herausforderungen – sie bieten auch Chancen für innovative Betriebe in der Mühlen- und Bäckereiwirtschaft.
STRENGTHENING STRATEGIC GRAIN RESERVES TO ENHANCE FOOD SECURITY