Konjunktur in Gewerbe und Handwerk: Keine Erholung in Sicht

Das Jahr 2024 brachte für Gewerbe und Handwerk erneut wirtschaftliche Herausforderungen. Die Umsätze sanken weiter, und auch die Prognosen für 2025 bleiben verhalten. Besonders investitionsabhängige Branchen leiden unter rückläufigen Aufträgen. Dennoch gibt es einzelne positive Signale, etwa in der Lebensmittelbranche. Ein Überblick über die aktuelle Lage und die Erwartungen für die kommenden Monate.

Nach vorläufigen Schätzungen von KMU Forschung Austria schließt das Gewerbe und Handwerk das Jahr 2024 mit einem realen (mengenmäßigen) Umsatzminus von 4,5 Prozent ab. Nominell (wertmäßig) beträgt das Minus 1,0 Prozent. Damit ist 2024 bereits das fünfte Jahr in Folge mit einem realen Umsatzrückgang.

Seit der zweiten Jahreshälfte 2023 überwiegt die negative Stimmung in Gewerbe und Handwerk. Die Geschäftsentwicklung war 2024 erneut rückläufig. Der Anteil der Betriebe mit guter Geschäftslage stieg leicht von 19 Prozent im dritten Quartal auf 20 Prozent im vierten Quartal 2024. Gleichzeitig erhöhte sich der Anteil der Betriebe mit schlechter Lage von 28 auf 30 Prozent.

Lebensmittelgewerbe schneidet am besten ab

Die Umsatzentwicklung in den konsumnahen Branchen blieb auch im vierten Quartal 2024 schwierig. Während 17 Prozent der Betriebe Umsatzsteigerungen gegenüber dem Vorjahr meldeten (Vorjahr: 18 %), berichteten 53 Prozent von stabilen Umsätzen (Vorjahr: 50 %). 30 Prozent verzeichneten Umsatzrückgänge (Vorjahr: 32 %). Der Saldo bleibt mit -13 Prozentpunkten im negativen Bereich.

Keine der konsumnahen Branchen erzielte einen positiven Saldo. Das Lebensmittelgewerbe weist mit -3 Prozentpunkten den geringsten negativen Saldo auf. Dagegen melden die Personaldienstleister und das Sicherheitsgewerbe -33 Prozentpunkte. Die Auftragsbestände in den investitionsgüternahen Branchen sanken im Vergleich zum vierten Quartal 2023 um 5,2 Prozent. Besonders schwierig war 2024 für das investitionsabhängige Baugewerbe, den Holzbau sowie exportorientierte Branchen wie Metalltechnik und Kunststoffverarbeitung.

Pessimistische Prognosen für das erste Quartal 2025

Die Erwartungen für das erste Quartal 2025 bleiben überwiegend negativ. Nur 14 Prozent der Unternehmen rechnen mit steigenden Auftragseingängen bzw. Umsätzen (Vorjahr: 12 %), während 53 Prozent eine gleichbleibende Entwicklung erwarten (Vorjahr: 50 %). 33 Prozent gehen von Rückgängen aus (Vorjahr: 38 %). Insgesamt ergibt sich ein negativer Saldo von -19 Prozentpunkten.

Die investitionsgüternahen Branchen zeigen mit -24 Prozentpunkten eine deutlich pessimistischere Erwartung als die konsumnahen Branchen mit einem Saldo von -9 Prozentpunkten. Zwei Ausnahmen gibt es: Die Friseure erwarten eine leichte Verbesserung um einen Prozentpunkt, während die Erwartungen bei Fußpflegern, Kosmetikern und Masseuren ausgeglichen sind. Besonders pessimistisch sind hingegen der Holzbau (-43 %-Punkte), das Bauhilfsgewerbe (-34 %-Punkte), die Metalltechnik (-33 %-Punkte) und die Berufsfotografie (-30 %-Punkte).

Stabile Beschäftigung

Trotz der überwiegend pessimistischen Erwartungen bleibt der Personalbedarf im ersten Quartal 2025 relativ stabil. 15 Prozent der Unternehmen planen, ihren Beschäftigtenstand zu erhöhen, während 77 Prozent keine Veränderung vorsehen. Lediglich 8 Prozent rechnen mit einem Personalabbau. Insgesamt soll der Beschäftigtenstand um 1,6 Prozent steigen, ein Wert auf dem Niveau der Vorjahre.

Realer Umsatzrückgang in den Bäckereien

Die Umsätze der Bäckereien stiegen von Jänner bis September 2024 nominell um 2,4 Prozent (Vorjahr: +4,2 %). Da die Verkaufspreise im selben Zeitraum um 3,9 Prozent erhöht wurden, ergibt sich ein realer Umsatzrückgang von 1,5 Prozent.

Im vierten Quartal 2024 meldeten 23 Prozent der Betriebe Umsatzsteigerungen (Vorjahr: 25 %), 25 Prozent Umsatzrückgänge (Vorjahr: 17 %) und 52 Prozent keine Veränderung. Per Saldo überwiegen die Betriebe mit Umsatzrückgängen um 2 Prozentpunkte.

Für das erste Quartal 2025 erwarten 20 Prozent der Bäckereien steigende Umsätze (Vorjahr: 29 %), 59 Prozent keine Veränderung (Vorjahr: 53 %) und 21 Prozent Rückgänge (Vorjahr: 18 %). Der negative Saldo beträgt -1 Prozentpunkt und liegt damit unter dem Vorjahresniveau (+11 %-Punkte).

Beim Personal werden im ersten Quartal 2025 kaum Änderungen erwartet. 25 Prozent der Betriebe planen eine Erhöhung des Beschäftigtenstandes (Vorjahr: 27 %), 6 Prozent rechnen mit Entlassungen (Vorjahr: 8 %), während 69 Prozent den Personalstand konstant halten wollen (Vorjahr: 65 %). Im Durchschnitt ergibt sich eine geplante Erhöhung des Beschäftigtenstandes um 2,7 Prozent, leicht über dem Vorjahresniveau (+2,4 %).

Pessimismus bei den Konditoren

Die Konditoren verzeichneten von Jänner bis September 2024 im Vergleich zum Vorjahr keine nominale Umsatzveränderung. Aufgrund einer durchschnittlichen Preiserhöhung von 6,5 Prozent sank der reale Umsatz jedoch um 6,5 Prozent.

Im vierten Quartal 2024 meldeten 18 Prozent der Betriebe Umsatzsteigerungen (Vorjahr: 17 %), 67 Prozent keine Veränderung (Vorjahr: 57 %) und 15 Prozent Umsatzrückgänge (Vorjahr: 26 %). Per Saldo überwiegen die Betriebe mit Umsatzsteigerungen um 3 Prozentpunkte.

Für das erste Quartal 2025 rechnet ein Viertel der Konditoren mit Umsatzrückgängen (27 %; Vorjahr: 14 %). 9 Prozent erwarten steigende Umsätze (Vorjahr: 11 %), 64 Prozent keine Veränderung (Vorjahr: 75 %). Die pessimistischen Einschätzungen überwiegen mit -18 Prozentpunkten, deutlich schlechter als im Vorjahr (-3 %-Punkte) und im Vorquartal (-2 %-Punkte).

Autorin: Hilde Resch

Prozent
Realer Umsatzrückgang 2024 -4.5%
Nomineller Umsatzrückgang 2024 -1.0%
Betriebe mit guter Geschäftslage (Q4 2024) 20%
Betriebe mit schlechter Geschäftslage (Q4 2024) 30%
Umsatzsteigerung in konsumnahen Branchen (Q4 2024) 17%
Stabile Umsätze in konsumnahen Branchen (Q4 2024) 53%
Umsatzrückgänge in konsumnahen Branchen (Q4 2024) 30%
Saldo Lebensmittelgewerbe -3%
Saldo Personaldienstleister & Sicherheitsgewerbe -33%

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