
Der internationale Getreidemarkt zeigt sich zu Jahresbeginn 2025 volatil. Während Weizenpreise nach einer kurzen Rallye erneut unter Druck geraten, bleibt der Maismarkt stabil. Für die Backbranche stellen sich wesentliche Fragen: Wie entwickeln sich die Rohstoffpreise? Welche Auswirkungen haben Ernteerträge und Handelsströme auf die Versorgung? Und was bedeuten diese Entwicklungen für die Bäckerei- und Mühlenbranche in Österreich?
Weizenmarkt: Preisrallye unterbrochen
Die internationalen Weizennotierungen bewegten sich zuletzt in einem Zick-Zack-Kurs. Während die europäische Leitbörse Euronext in Paris Ende 2024 noch einen deutlichen Anstieg der Weizenpreise verzeichnete (von 209,50 EUR/t Ende November auf 232,25 EUR/t Mitte Dezember), korrigierten die Märkte Anfang 2025 wieder leicht nach unten. Am 9. Januar lag der Weizenpreis bei 229 EUR/t.
Hauptgründe für diese Entwicklung sind:
- Eine Kältewelle in den wichtigen US-Winterweizengebieten, die zunächst für steigende Preise sorgte.
- Schwankende Winterweizenbestände in Russland, dem weltweit größten Weizenexporteur.
- Rege Exporttätigkeiten aus der EU Richtung Saudi-Arabien.
- Gleichzeitig ein starkes Angebot aus der südlichen Hemisphäre (u. a. aus Argentinien und Australien).
- Wetterverbesserungen in den USA und Russland, die Schneefall mit sich brachten und so die Bodenfeuchtigkeit verbesserten.
Für Bäckereien und Mühlen ist besonders relevant, dass die EU-Weizenproduktion in der Saison 2024/2025 mit nur 111 Mio. t auf dem niedrigsten Stand seit 15 Jahren liegt. Dennoch bleibt die Weizenbilanz vorerst ausgeglichen: Der Verbrauch wird auf 101 Mio. t geschätzt, während Exporte von 25 Mio. t die Lagerbestände am Saisonende drastisch reduzieren werden. Per 30. Juni 2025 könnte der EU-Weizenbestand auf 9,4 Mio. t schrumpfen – ein Rückgang von fast 50 % im Vergleich zu den 17 Mio. t des Vorjahres.
Maismarkt: Preise stabilisieren sich
Während Weizenpreisschwankungen dominieren, zeigte sich der Maismarkt zuletzt stabiler. In Paris lag der Maispreis am 9. Januar 2025 bei 211,25 EUR/t.
Die europäische Maisernte 2024 fiel mit 59 Mio. t unterdurchschnittlich aus – nur 2022 war die Erntemenge mit 53 Mio. t noch geringer. Besonders betroffen waren osteuropäische Länder wie Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien, aber auch Italien und die iberische Halbinsel. Eine gute Maisernte in Polen, Deutschland und Frankreich konnte den Rückgang jedoch teilweise ausgleichen.
Auswirkungen auf die Backbranche
Die Entwicklungen im Getreidemarkt haben direkte Folgen für die Backbranche:
- Steigende Kosten für Weizenmehl: Aufgrund der geringen Weizenernte und der sinkenden Lagerbestände könnten Mehlpreise in der zweiten Jahreshälfte 2025 weiter anziehen.
- Höhere Preissensibilität der Verbraucher: Sollten Bäckereien gezwungen sein, höhere Rohstoffpreise an die Kunden weiterzugeben, könnte dies die Nachfrage beeinflussen.
- Alternative Getreidesorten gewinnen an Bedeutung: Mit der steigenden Preisvolatilität von Weizen könnte der Fokus verstärkt auf Alternativen wie Dinkel oder Roggen liegen, deren Erntemengen in Österreich weitgehend stabil geblieben sind.
- Importabhängigkeit steigt: Mit sinkenden EU-Weizenbeständen und einer unterdurchschnittlichen Maisernte könnte die Importabhängigkeit der Branche zunehmen, insbesondere aus den USA, Kanada und Argentinien.
2025 bleibt herausfordernd
Der Getreidemarkt 2025 bleibt für Bäckereien und Mühlen eine Herausforderung. Während die Weizenpreise nach wie vor von Erntebedingungen und Exportströmen beeinflusst werden, bleibt Mais eine vergleichsweise stabile Alternative. Die kommenden Monate werden zeigen, ob sich der Markt weiter beruhigt oder ob Bäckereien mit anhaltenden Preisanstiegen rechnen müssen. Wer frühzeitig reagiert, alternative Rohstoffe prüft und strategische Einkaufsentscheidungen trifft, kann sich gegen die Unsicherheiten am Markt wappnen.
Zahlen, Daten & Fakten: Marktinformation der Agrarmarkt Austria