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Bäckerei Moshammer in Schwierigkeiten: Sanierungsverfahren eröffnet

Die traditionsreiche Moshammer Norbert GmbH aus Böhlerwerk hat ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Die Ursachen für die wirtschaftliche Schieflage sind vielfältig – dennoch setzt das Familienunternehmen auf Fortführung und Restrukturierung.

Die Moshammer Norbert GmbH mit Sitz in Böhlerwerk (Niederösterreich) hat am Landesgericht St. Pölten ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Wie die Gläubigerschutzverbände AKV, KSV1870 und Creditreform mitteilen, betrifft die Insolvenz insgesamt 41 Gläubiger sowie 55 Mitarbeitende.

Das Unternehmen betreibt in Böhlerwerk eine Bäckerei, eine Konditorei, ein Café und ein kleines Lokal sowie zwei weitere Standorte in Waidhofen/Ybbs, darunter das 2023 eröffnete Gastronomielokal „Mosis“ am Oberen Stadtplatz.

Ein Familienunternehmen mit Geschichte

Die Ursprünge der Moshammer GmbH reichen zurück bis ins Jahr 1964, als die Familie des heutigen Geschäftsführers die erste Bäckerei in Böhlerwerk gründete. 1971 folgte die Erweiterung um ein Café, 1988 wurde das Sortiment durch das Konditorengewerbe ergänzt. Heute produziert das Unternehmen traditionelle Backwaren, Mehlspeisen, Trüffelkugeln und Speiseeis – alles mit Fokus auf natürliche, hochwertige und regionale Zutaten.

Hohe Kosten, sinkende Frequenz, mutige Investitionen

Als Gründe für die finanzielle Schieflage nennt das Unternehmen unter anderem die allgemeinen wirtschaftlichen Herausforderungen im Lebensmittelhandwerk: Steigende Energie- und Lohnkosten, das sogenannte „Gastrosterben“ infolge der Corona-Pandemie sowie ein Rückgang der Kundenfrequenz am Hauptstandort in Böhlerwerk. Zusätzlich belasteten Investitionen in neue Standorte, insbesondere das neue Lokal in Waidhofen, die wirtschaftliche Lage.

Der Bilanzverlust für das Geschäftsjahr 2023/2024 wird mit 452.000 Euro angegeben. Die Aktiva liegen bei 170.000 Euro, die Passiva bei rund 615.000 Euro. Insgesamt belaufen sich die Verbindlichkeiten auf rund 1,61 Millionen Euro. Eine Überschuldung im insolvenzrechtlichen Sinn liegt laut Unternehmen jedoch nicht vor, da stille Reserven im Anlagevermögen vorhanden sind.

20-Prozent-Quote im Sanierungsplan vorgesehen

Im Zuge des Sanierungsverfahrens wurde der Rechtsanwalt Rudolf Nokaj zum Insolvenzverwalter bestellt. Die Antragstellerin bietet den Gläubigern eine Quote von 20 Prozent zahlbar innerhalb von zwei Jahren. Der Plan sieht vor, das Unternehmen gemeinsam mit einer Unternehmensberatung neu aufzustellen. Bestehende Vermögenswerte, die nicht für den laufenden Betrieb notwendig sind, sollen zur Gläubigerbefriedigung beitragen.

Ein klares Bekenntnis zur Fortführung

Trotz der Insolvenz sieht Geschäftsführer Norbert Moshammer eine Zukunft für das Unternehmen. Alle Produktionsbereiche sollen erhalten bleiben, die Öffnungszeiten sollen an die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden angepasst werden. „Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um den Betrieb positiv fortführen zu können“, betont Moshammer. Die Prüfungstagsatzung ist für den 8. Juli 2025 angesetzt.

Ein Schicksal, das viele betrifft

Die Bäckerei Moshammer steht exemplarisch für die schwierige Lage vieler handwerklicher Lebensmittelbetriebe in Österreich. Regionale Verankerung, hohe Qualitätsansprüche und familiäre Führung stehen einem zunehmend herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld gegenüber. Die Branche blickt mit Anteilnahme, aber auch mit Hoffnung auf eine erfolgreiche Sanierung dieses traditionsreichen Betriebes.

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