Thermobil
Als PDF herunterladen

Bäckerei Geier: Regionalität mit Konzept und Weitsicht

Ob am Hauptplatz, in der U-Bahn-Station oder an frequentierten Ausfallstraßen – mit starker CI, individueller Planung und einem gerahmten Brotregal als Herzstück gelingt es, Handwerk dort erlebbar zu machen, wo es nicht selbstverständlich ist.

Vierzehn expandierende Bäckerei- und unzählige Franchisebetriebe verkaufen im Großraum Wien Backwaren. Gute Standorte sind heiß begehrt. Die Bäckerei Geier positioniert sich als „Die Weinviertler Bäckerei. Seit 1902“, ist aber bereits mit 15 Standorten in Wien vertreten, betreibt auch in Hollabrunn nordwestlich und in Schwechat südlich von Wien Standorte. Um Regionalität und Natürlichkeit im urbanen Umfeld und außerhalb der Heimat erlebbar zu machen, ist die Wiedererkennung und die Inszenierung der Brotkultur mit einem großen Brotregal ein wesentlicher Erfolgsfaktor.
Aichinger, in Österreich führender Ladenbauer für das Bäckerhandwerk, ist dabei als Partner gefragt – unabhängig von Konzept und Standort in einer U-Bahn-Station, auf einem Hauptplatz oder einer Ausfallstraße –, eine Ladeneinrichtung mit hohem Wiedererkennungswert und Außenwahrnehmung zu schaffen.

Niederösterreichisches Familienunternehmen auf Erfolgskurs

Erika und Gerald Geier führen den Familienbetrieb bereits in vierter Generation. Sie haben seit der Übernahme vor mittlerweile 25 Jahren die DNA des Betriebs klar definiert: hochwertige Brote aus Sauerteig mit langer Teigführung, Rohstoffe von regionalen Lieferanten zumeist im Umkreis von 50 Kilometern zum Produktionsstandort. Wenn möglich, werden Zutaten in Bio-Qualität verarbeitet.

Die Lieferanten werden auf der Website namentlich genannt. Jüngst hat Erika Geier als Jahrgangsbeste die anspruchsvolle Ausbildung zur staatlich geprüften Brotsommelière abgeschlossen. Die Bäckerei Geier kann aber auch süß: Die Zeitschrift „Falstaff“ hat zum fünften Mal in Folge die Krapfen zu den besten Niederösterreichs ausgezeichnet. Und nach der närrischen Zeit wird bis Ostern das Fastenbrot mit Roggenvollkornschrot, Sojaschrot, Leinsamen, Sauerkraut, Sonnenblumenkernen und Röstzwiebel angeboten.

Wachstum mit Weitblick und Kreativität

Das Ehepaar Geier achtet nicht nur bei den Zutaten und der Zubereitung auf Qualität, sondern auch beim organischen Wachstum des Betriebs und der Filialstruktur. Beides ist Chefsache. Erika Geier kümmert sich nach wie vor operativ neben den anderen Aufgaben um die Führung des Verkaufs. Gerald Geier ist für die Filialentwicklung verantwortlich.

Von Expansion spricht er ungern, da er auch die Optimierung und Revitalisierung bestehender Standorte im Blick hat. Zudem, weil die Bäckerei sehr selektiv bei der Auswahl ist. „Jede Filiale, die dazukommt, muss den durchschnittlichen Umsatz und Ertrag aller Filialen verbessern“, erklärt Erika Geier die betriebswirtschaftlichen Vorgaben.
Ihr Mann bekommt von Projektentwicklern und Immobilienmaklern zunehmend Standorte angeboten. Gut 70 % fallen bereits ohne Besichtigung durch, bei den verbliebenen entscheiden klare interne Kriterien. Mitunter wird auch ein Experte für Standortanalysen hinzugezogen, der die mikroökonomischen Faktoren erhebt und bewertet.

Jeder Standort wird neu geplant

In dieser Phase ist das Team von Christoph Sindlgruber von Aichinger oft gefragt, erste Ideen und Skizzen zum Flächenlayout und zum Shop-Design zu liefern, aber auch die baulichen Gegebenheiten zu prüfen. Trotz mittlerweile 33 Standorten gibt es kein Raster oder definierte Ausstattungen und Layouts. Jeder Standort wird neu geplant, adaptiert und entwickelt Lösungen von bereits realisierten Standorten weiter. „Das Konzept und die Ausstattung müssen zum Standort passen“, sagt Gerald Geier.

Der Betrieb führt Standorte nur mit Backwarenverkauf, zusätzlich mit Kaffeehaus und/oder zusätzlich mit Eisverkauf. Standorte an touristischen Hotspots überlässt Geier gerne anderen, dafür siedelt sich die Bäckerei gerne in den prosperierenden äußeren Bezirken Wiens und des Umlandes an – wie jüngst in der Esslinger Hauptstraße. Sehr hohe Verkehrsfrequenz, sehr gute Sichtbarkeit, ein Gastgarten im Außenbereich und ein Kundenparkplatz – ideal für Geier, um neben der Brotkompetenz das gesamte Sortiment mit Kaffeehauskarte und offenem Eisverkauf anzubieten.

Aichinger hat hierfür den zweigeschoßigen Laden geplant und eingerichtet. „Wichtig ist bereits bei der Planung die Außenwirkung. Für Vorbeifahrende und Vorbeilaufende ist die Bäckereitheke und die Eisvitrine sehr gut sichtbar“, erklärt Christoph Sindlgruber. Das gerahmte Brotregal mit Logo schafft einen hohen Wiedererkennungswert zu anderen Standorten von Geier. Großformatige florale Prints an den Wänden, apfelgrüne Sitzkissen und ockerfarbene Sessel setzen an dem Standort frische Akzente zu den Hausfarben Braun und Beige.

Trendsetter: Das Pistazien-Croissant war bereits lange vor dem „Dubai-Trend“ eines der Highlights bei Geier. © Lukas Beck

Wiedererkennung vom Hauptplatz bis in die U-Bahn-Station

Ganz anders die Aufgabenstellung in Mistelbach. Dort ergab sich die Gelegenheit, die bestehende Ladenfläche durch eine Fläche im Nachbargebäude zu erweitern und den bislang einzigen Standort, an dem nur Eis angeboten wurde, zu integrieren. Ein Durchbruch war zu schaffen, Lauf- und Arbeitsflächen neu zu definieren und zu organisieren. Der Standort in zwei Gebäuden wird von außen durch einen großen Holzrahmen verbunden.
Die Qualität des Ladenbaus und die Skalierbarkeit von Farben, Formen und Flächen zeigt sich nicht in Größe, sondern im Kleinen. Deshalb waren Umbau und Erweiterung des Standortes in der U6-Station Burggasse eine besondere Herausforderung. Die Backwaren, einige Brote und die To-go-Snacks wurden zuvor aus zwei Luken unmittelbar am Ausgang der Station gereicht. Entstanden ist nach intensiven Gesprächen mit den Behörden und detaillierten Planungen mit Aichinger ein geschlossener Verkaufsraum mit einem verhältnismäßig großen Brotregal. „Wir wollen an allen Standorten unsere Brotkompetenz zeigen. Wir haben zunehmend an der U-Bahn-Station mehr Kunden, die abends das Brot mit nach Hause nehmen“, berichtet Erika Geier. Aber nicht nur die Kunden schätzen die ansprechende Präsentation und den Umbau, sondern auch die Mitarbeitenden. „Die Qualität des Arbeitsplatzes wirkt sich positiv auf die Motivation und damit auch auf den Verkauf aus“, weiß Christoph Sindlgruber.

Autor: Volker Simon

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"