
Der aktuelle Bericht The State of Grocery Retail Europe 2025, herausgegeben von McKinsey & Company und EuroCommerce, liefert spannende Einblicke in das veränderte Konsumverhalten in Europa – und bietet Bäckereien zahlreiche Anknüpfungspunkte. Vor allem bei Frischeprodukten, Frühstücksgewohnheiten und gesunden Snacks ergeben sich neue Chancen für das Bäckerhandwerk, das sich durch handwerkliche Qualität und Nähe zur Kundschaft besonders gut positionieren kann.
Snacking statt klassischer Mahlzeiten
Eine der zentralen Erkenntnisse: Immer mehr Menschen ersetzen feste Mahlzeiten durch kleine, praktische Snacks – vor allem junge Konsument:innen. Laut dem Report greifen 77 % der Generation Z mindestens einmal im Monat zu frischen, verzehrfertigen Produkten wie Sandwiches oder Salaten – 42 % tun das sogar wöchentlich.
Diese Entwicklung eröffnet Bäckereien mit Snackangebot ein neues Marktpotenzial: Frisch belegte Weckerl, Mini-Quiches, vegetarische oder eiweißreiche Snackboxen sprechen genau jene Bedürfnisse an, die heute im Alltag zählen – nämlich Geschmack, Nährwert und Convenience. Während der Trend zu veganen Ersatzprodukten laut Studie rückläufig ist, steigen die Ansprüche an das, was „gesund“ wirklich bedeutet: ausgewogen, sättigend, funktional.
Frische schlägt Marke – das spielt dem Handwerk in die Karten
Ein weiterer Befund des Berichts dürfte viele Bäcker:innen freuen: Frische bleibt das mit Abstand wichtigste Kriterium beim Lebensmitteleinkauf – noch vor dem Preis oder bekannten Marken. Wer täglich frisch bäckt, hat also einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Besonders im urbanen Raum, wo viele Pendler:innen ihren Tag mit einem schnellen Frühstück starten, zählt Qualität, die man sehen und schmecken kann.
Hier punkten Bäckereien, die auf handwerkliche Verarbeitung, transparente Herkunft und kurze Wege setzen – Werte, die bei Konsument:innen wieder stärker zählen als Versprechen großer Marken.

Funktional, eiweißreich, mobil – das neue Frühstück
Auch das Frühstück erlebt eine Renaissance – allerdings in neuer Form. Der Bericht zeigt: Für jüngere Zielgruppen ist das erste Mahl des Tages nicht mehr klassisch mit Marmeladebrot und Filterkaffee verbunden. Gefragt sind Produkte mit integriertem Mehrwert: Eiweißgebäck, Haferbrötchen, Gebäck mit Nüssen oder Saaten, low-carb-Alternativen – oft kombiniert mit Coffee-to-go. Bäckereien können diesen Trend aktiv aufgreifen und ihr Sortiment gezielt ausbauen: etwa mit funktionalem Frühstücksgebäck, das sowohl gesund als auch sättigend ist – und dabei unkompliziert mitgenommen werden kann.
Vom Brot zur Lösung – was jetzt zählt
Der Wandel am Frühstückstisch und im Snackregal zeigt deutlich: Bäckereien liefern heute mehr als Brot. Sie bieten konkrete Lösungen für den Alltag – ob als schneller Energielieferant vor dem Büro oder als bewusste Jause zwischendurch. Wer sich frühzeitig auf diese Trends einstellt, kann nicht nur neue Zielgruppen ansprechen, sondern sich auch langfristig als verlässlicher Nahversorger in einem sich wandelnden Lebensmittelmarkt etablieren.
Gesunde Snacks, eiweißreiches Frühstück und Frische zum Mitnehmen: Die Trends des europäischen Lebensmitteleinzelhandels spielen dem Bäckerhandwerk in die Hände – wenn Betriebe bereit sind, ihre Stärken sichtbar zu machen und neue Bedürfnisse ernst zu nehmen.
The State of Grocery Retail 2025