
Kärntner Röster setzen sich an die Spitze
Mit Hingabe und feinem Gespür für Aromen holten sich Martin Kribitsch und Yvonne Krakolinig von der Kaffeeteria Villach den ersten Platz bei den österreichischen Meisterschaften im Kaffeerösten. Die beiden dürfen Österreich nun bei der Weltmeisterschaft in Houston, Texas vertreten – ein Ritterschlag in der Spezialitätenkaffee-Szene. Der Wettbewerb fand nach den internationalen Standards der Specialty Coffee Association (SCA) statt. Alle Teilnehmenden arbeiteten mit denselben Röstmaschinen und dem identischen Rohkaffee. Bewertet wurden unter anderem die Rösttechnik, das Aromaprofil und die sensorische Qualität – alles unter strengen Zeitvorgaben und dem prüfenden Blick der Jury.
Das ist in Houston gefragt:
Die Meisterschaft der SCA folgt einem standardisierten Ablauf:
Rohkaffee: Einheitlich für alle Teilnehmenden
Röstung: An identischen Maschinen mit selbstentwickeltem Röstprofil
Bewertung: Nach Aroma, Geschmack, Röstgrad und technischer Umsetzung
Abgabe: Drei Kilogramm Kaffee zur Verkostung
„Wir planen vorab genau, welche Aromen wir erzeugen wollen“, sagt Yvonne Krakolinig. „Nur wer seine Planung exakt umsetzt, kann gewinnen.“ Der Gewinn öffnet das Tor zur Weltmeisterschaft – mit gerade einmal 32 Startplätzen weltweit.

Starke Kaffeeszene in Kärnten
Dass Kärnten zur Speerspitze der österreichischen Kaffeekultur zählt, ist kein Zufall. Seit über 20 Jahren setzt die Fachgruppe Gastronomie der Wirtschaftskammer Kärnten auf Aus- und Weiterbildung im Bereich Kaffee und Barista-Handwerk. Mehr als 1.100 Betriebe im Bundesland spezialisieren sich auf hochwertige Kaffeezubereitung. Ob im traditionellen Café oder modernen Frühstückslokal: Faktoren wie Wasserqualität, Mahlgrad, Durchlaufzeit, Luftfeuchtigkeit oder Reinigung der Maschine sind entscheidend für die perfekte Tasse. „Es sind diese Details, die unsere Betriebe auszeichnen“, sagt WK-Gastro-Obmann Stefan Sternad. „Darum haben wir gezielt in Qualität investiert.“
Österreichs Kaffeeleidenschaft in Zahlen
Österreich zählt zu den weltweit führenden Konsumländern von Kaffee – obwohl hier kein einziger Kaffeebaum wächst. Die heimische Kaffeehauskultur ist legendär und wird inzwischen auch in kleinen Röstereien neu interpretiert.
Kennzahl | Wert |
---|---|
Ø Tassen pro Kopf und Tag | 2,9 |
Röstbetriebe in Österreich | ca. 280 |
Spezialbetriebe in Kärnten | über 1.100 |
Gastronomiebetriebe gesamt in Kärnten | über 3.400 |
Teilnehmer an der Kaffee-WM weltweit | 32 |
Mehr als ein Getränk – ein Kulturgut
Mit dem Erfolg von Kribitsch und Krakolinig rückt die heimische Kaffeequalität auch international wieder stärker ins Licht. „Wir wollen zeigen, dass Österreich nicht nur Mehlspeisen, sondern auch Weltklasse-Kaffee kann“, so Krakolinig. Dazu passt auch, dass Tamara Nadolph, mehrfache Barista-Staatsmeisterin aus Kärnten, diesmal den dritten Platz errang – ein weiteres Zeichen dafür, wie lebendig die Szene ist.
Was bedeutet das für Bäckereien, Konditoreien und Cafés?
Für das heimische Bäcker- und Konditorengewerbe bietet der Trend rund um Spezialitätenkaffee zahlreiche Chancen. KundInnen achten zunehmend auf Qualität und Herkunft, möchten mehr über die Röstung und Zubereitung erfahren. Wer hochwertige Bohnen mit fachkundiger Zubereitung kombiniert, schafft klare Alleinstellungsmerkmale – sowohl im klassischen Café als auch im modernen Bäckerei-Bistro. Durch Schulungen, Kooperationen mit lokalen Röstern oder den gezielten Ausbau von Kaffeekompetenz im Team können sich Betriebe profilieren – und das Getränk Kaffee als Erlebnis anbieten.
Ein starker Auftritt für Österreich
Wenn Kribitsch und Krakolinig bei der WM in Texas antreten, tun sie das auch im Namen einer lebendigen Branche. Ihr Erfolg zeigt: Mit Können, Leidenschaft und Detailtreue kann man von Kärnten aus die Weltbühne erreichen.