Eigenversorgung mit heimischem Zucker gefährdet

Die Europäische Kommission hat in Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine als Solidaritätsbekundung freien Marktzutritt von ukrainischen Agrarprodukten in die Europäische Union gewährt, darunter auch für Zucker.

Die Entscheidung der Europäischen Kommission, angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ukrainischen Agrarprodukten, einschließlich Zucker, ungehinderten Marktzugang in die EU zu gewähren, hat zu signifikanten Herausforderungen für die heimischen Rübenbauern geführt. Diese Regelung, die bis dato lediglich einen Zollrahmen von 20.000 Tonnen pro Jahr erlaubte, hat sich in der Praxis als weitreichender erwiesen. In einem bemerkenswerten Schritt profitierte die Ukraine von diesem freien Marktzugang und dehnte ihre Anbaufläche für Zuckerrüben um rund 20 Prozent aus. Dieser sprunghafte Anstieg brachte nicht nur große Zuckermengen auf den europäischen Markt, sondern sorgte auch für spürbaren Preis- und Mengen Druck, besonders in den osteuropäischen Nachbarländern.

Verluste für europäische Rübenbauern

Die Situation führte unvermeidlich zu schweren Marktentwicklungen, welche die heimischen Rübenbauern stark belasteten. Erst nach intensiven Interventionen durch Rübenbauernverbände der EU sowie den Dachverband der europäischen Rübenbauern CIBE konnte eine Importquote von 263.000 Tonnen ausgehandelt werden. Bei Inkrafttreten dieser Neuerung waren die Auswirkungen jedoch schon zu spüren: Massive Verwerfungen am Markt und ein rapider Preisverfall machten europäischen Zuckerbauern zu schaffen. Ein weiterer Punkt, den Experten hervorheben, ist die Struktur der ukrainischen Landwirtschaft. Die Ergebnisse zeigen, dass das Freihandelsabkommen, trotz seiner Darstellung als Solidaritätsmaßnahme, in der Realität ausschließlich wenigen großen Agrarholdings nützt. Diese Unternehmen bewirtschaften Flächen in Dimensionen, die die gesamte landwirtschaftliche Fläche der Österreichischen Bäuerinnen und Bauern übersteigen. Die Arbeitsbedingungen und Produktionsstandards in der Ukraine sind zudem weit entfernt von dem hohen Niveau, das in der EU gefordert wird.

Der Weg zu einem neuen Abkommen

Mit Beginn des neuen Jahres 2025 läuft das bestehende Freihandelsabkommen aus, was eine Neuaushandlung der Vertragsbedingungen dringend nötig macht. Ernst Karpfinger, Präsident der österreichischen Rübenbauern und Vizepräsident des europäischen Zuckerrübenverbandes CIBE, fordert eine Rückkehr zu den alten Standards. „Wenn der Europäischen Kommission die Selbstversorgung mit regional erzeugten Agrarprodukten wirklich am Herzen liegt, sollte die Importquote auf die bisherigen 20.000 Tonnen zurückgeführt werden“, sagte Karpfinger. Er warnt eindringlich: „Die Überversorgung des Marktes mit unter schwereren Bedingungen produzierten Zucker gefährdet die jahrzehntelange Tradition der Zuckerrübenproduktion in Europa.“ Karpfinger schildert zudem die Herausforderungen, mit denen europäische Rübenbauern konfrontiert sind: steigende Produktionskosten und eine schrumpfende Nachfrage sorgen dafür, dass eine wirtschaftliche Aufrechterhaltung der Rübenproduktion kaum möglich ist. Die Europäische Kommission darf daher keinen zusätzlichen Druck auf die bereits leidenden Rübenbauern durch neue Freihandelsabkommen erhöhen.

Inmitten all dieser Entwicklungen wird deutlich, dass eine Unterstützung des regionalen Bäcker- und Konditorenhandwerks unverzichtbar ist. Hier wird Qualität großgeschrieben, und es bleibt wichtig, die Wertschöpfung im eigenen Land zu sichern und zu fördern.

Fakt Detail
Ukrainischer Marktzugang Unbegrenzte Einfuhr von Zucker in die EU seit 2022
Erhöhung der Anbaufläche 20% Ausweitung der Zuckerrübenflächen in der Ukraine
Importquote 263.000 Tonnen für EU ab 2023
Rübenbauern in Österreich Steigende Produktionskosten und schrumpfende Nachfrage
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