
AGRANA-Kennzahlen im Überblick
Zeitraum | EBIT rund (AGRANA Gesamt) | Veränderung gegenüber Vorjahr | Wesentliche Umsatzfaktoren |
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Q2 2025/26 (1. Juni – 31. August 2025) |
ca. 22 Mio. € | leichter Rückgang (Vorjahr: 24,3 Mio. €) – weniger stark als erwartet |
Segment FBS (Food & Beverage Solutions) übertrifft Erwartungen |
Halbjahr 2025/26 (1. März – 31. August 2025) |
ca. 28 Mio. € | deutlich unter Vorjahr (56,6 Mio. €) |
Umsatzrückgang, vor allem Zucker & Stärke |
Prognose GJ 2025/26 | +10 % bis +50 % Anstieg erwartet | vorher stabiler Verlauf prognostiziert | FBS positiv, Zucker & Stärke bleiben belastet |
Was steckt hinter den neuen Erwartungen?
Das neu strukturierte Segment Food & Beverage Solutions (FBS), das Produkte und Rezepturen für Molkereien, Gastronomie, Eis, Getränke und Bäckereien umfasst, zeigt sich deutlich stabiler und mit besseren Ergebnissen als erwartet.
Im Geschäftsbereich Agricultural Commodities & Specialities (ACS) – bestehend aus Stärke und Zucker – bleiben Umsatz und Margen durch sinkende Preise und Volatilität stark unter Druck.
Die globalen Rahmenbedingungen (Energie, Rohstoffe, Wechselkurse, geopolitische Risiken) erhöhen weiterhin die Unsicherheit.
Österreichs Besonderheiten & Branchenrelevanz
Für Bäcker, Konditoren, Cafetiers, Chocolatiers, Bonbonhersteller und verwandte Betriebe in Österreich ergeben sich durch AGRANAs Entwicklungen konkrete Auswirkungen:
1) Lieferung und Preis von Zucker
Mit AGRANA als führendem Zuckerproduzenten und der Marke „Wiener Zucker“ wird klar: Jede Veränderung von AGRANAs EBIT und Produktionskosten kann mittel- und kurzfristig die Preise im Handel und für gewerbliche Abnehmer beeinflussen.
Zudem wurde die Zuckerfabrik Leopoldsdorf im März 2025 geschlossen. Damit bleibt Tulln die letzte voll funktionsfähige Zuckerfabrik in Österreich.
2) Stärke und Nebenprodukte
Stärkeprodukte, z. B. aus Mais, Weizen oder Kartoffeln, werden für einige Backwaren, Bindemittel, Glasuren, Füllungen etc. gebraucht. In diesen Bereichen ist AGRANA im Segment Stärke aktiv. Sinkende Margen und Preise bei Stärke und verwandten Nebenprodukten könnten sich auf Kosten- und Angebotsstruktur auswirken.
3) Innovation und Rezepturänderungen
Weil das Segment FBS verstärkt auf Rezepturen und Getränkezutaten abzielt, könnten neue Produkte/Ergänzungen zur Verfügung stehen, die etwa Aromengeber, Fruchtzubereitungen oder neue Mischungen umfassen. Für Konditoren, Pâtissiers und Chocolatiers heißt das: Potenzial für neue Varianten oder Lieferantenbeziehungen.
4) Versorgungssicherheit und Infrastruktur
Die Schließung der Leopoldsdorfer Zuckerfabrik sowie die Fokussierung auf Tulln erhöhen die Bedeutung dieser verbleibenden Anlage für ganz Österreich. Transportwege, Lagerkapazitäten, Engpässe bei Spitzenbelastungen könnten größere Rolle spielen.
Was sollten Fachbetriebe beachten?
Preisvergleiche & Verträge prüfen: Wer längerfristige Lieferverträge mit AGRANA hat oder auf Wiener Zucker etc. setzt, sollte Kostenentwicklungen im Blick behalten.
Rezepturen auditieren: Möglichkeiten zur Reduktion von Zucker-/Stärkeanteilen oder Ersatzstoffe evaluieren (ohne Qualitätseinbußen).
Neue Lieferquellen erkunden – vor allem wenn Engpässe in der Zuckerproduktion auftreten.
Innovationen nutzen, etwa aus dem FBS-Segment: Fruchtfüllungen, Aromen, Getränkekomponenten, die neue Produkte oder Sortimentsvarianten ermöglichen.
Nachhaltigkeit & Regulation im Auge behalten, etwa zu Bio-Produkten, Herkunft, Klimaschutz – diese Trends beeinflussen nicht nur Endverbraucher, sondern zunehmend die Beschaffungsbedingungen.
Die aktualisierte EBIT-Prognose von AGRANA signalisiert, dass besonders der Geschäftsbereich Food & Beverage Solutions an Bedeutung gewinnt und Rückgänge in Zucker und Stärke teilweise ausgeglichener werden könnten. Für die österreichische Back- und Süßwarenbranche ergeben sich dadurch sowohl Chancen als auch Risiken – vor allem in Bezug auf Beschaffungskosten, Produktinnovationen und Versorgungssicherheit. Wer jetzt aktiv reagiert, kann sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.