
Über zahlreich erschienene und sehr interessierte Teilnehmer durfte sich VDB-Österreich-Obfrau DI Eva Pfahnl beim diesjährigen Erntegespräch in den Räumlichkeiten der BÄKO Österreich in Linz freuen.
Die Getreideernte 2025: Mengen – Qualitäten – Märkte
Zum Auftakt hielt DI Ernst Gauhs einen Vortrag zur Getreideernte 2025 und beleuchtete dabei den nationalen sowie den internationalen Markt und die zu erwartenden Preise. Global legte die Weizenernte um fast ein Prozent an Menge zu. Der Getreidemarktexperte sieht den Weltmarkt gut versorgt, auch wenn wir global betrachtet weiterhin von den Reserven leben. Im Inland wurde im Vergleich zu 2024 um 6,8 % mehr Weizen geerntet, insgesamt mit einem hohen Anteil an Qualitäts- und Premiumweizen. Roggen bleibt mit 132.000 Tonnen unter dem Durchschnitt, deckt aber den Inlandsbedarf.
EU-Entwaldungsverordnung
Über die Verpflichtungen, die auf die Backbranche durch die EU-Entwaldungsverordnung zukommen, sprach DI Tamara Rudavsky vom Fachverband der Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) ist ein zentraler Bestandteil der EU-Strategie für mehr Nachhaltigkeit. Diese Verordnung enthält Vorschriften für das Inverkehrbringen und die Bereitstellung auf dem europäischen Markt sowie für die Ausfuhr aus der Union von relevanten Erzeugnissen, die relevante Rohstoffe, nämlich Rinder, Kakao, Kaffee, Ölpalme, Kautschuk, Soja und Holz enthalten, mit diesen gefüttert oder unter deren Verwendung hergestellt wurden. Die Unternehmen müssen nachweisen, dass ihre Produkte seit 2020 nicht auf entwaldeten Flächen produziert wurden, also „entwaldungsfrei“ sind, gemäß den einschlägigen Rechtsvorschriften des Erzeugerlandes erzeugt wurden und für sie eine Sorgfaltserklärung vorliegt. Das betrifft sowohl Produzenten als auch Unternehmen, die diese Rohstoffe importieren oder weiterverarbeiten. Die EU-Entwaldungsverordnung sollte ursprünglich ab dem 30. Dezember 2024 in Kraft treten. Nach monatelanger Kritik und Verhandlungen hat die EU-Kommission jedoch beschlossen, die Verordnung um ein Jahr zu verschieben. Die EUDR tritt nun am 30. Dezember 2025 für große und mittlere Unternehmen und am 30. Juni 2026 für Kleinst- und Kleinunternehmen in Kraft. Ab dann dürfen nur noch Produkte verkauft werden, die die Anforderungen der EU-Entwaldungsverordnung erfüllen.
Entwicklung der Rohstoffpreise
Einkaufsleiterin Claudia Koller von der BÄKO Österreich gab einen Überblick über den Rohstoffmarkt sowie die zu erwartenden Preise. Aktuell zeigt die Preistendenz bei Sonnenblumenkernen, Haselnüssen und Zucker nach oben. Für Mohn und Leinsaat erwartet die Rohstoffexpertin ein Nachgeben der Preise bedingt durch höhere Hektarerträge und Flächenausweitung.
Preistendenzen 2025 im Blick
Die Rohstoffmärkte entwickeln sich auch 2025 höchst unterschiedlich und stellen die Bäckereibranche vor neue Herausforderungen. Deutlich nach oben zeigt die Preiskurve bei Sonnenblumenkernen, Haselnüssen und Zucker – hier müssen Betriebe mit Mehrkosten im Einkauf rechnen. Bei Mohn und Leinsaat hingegen ist die Lage entspannter: Höhere Hektarerträge und eine Ausweitung der Anbauflächen sorgen für Entlastung.
Auch bei weiteren Produkten wie Kürbiskernen, Sesam oder Sultaninen sind Preisschwankungen spürbar, die eng mit internationalen Ernten und Handelsströmen verbunden sind. Für Mandeln, Walnüsse und Butter zeichnet sich ebenfalls eine differenzierte Entwicklung ab.
Für die Betriebe bedeutet das: Eine vorausschauende Planung und flexible Einkaufsstrategien gewinnen weiter an Bedeutung. Wer die Märkte im Blick behält, kann Risiken minimieren und Chancen nutzen – gerade in einem Umfeld, in dem Verfügbarkeit und Preisstabilität keine Selbstverständlichkeit mehr sind.
Autorin: Hilde Resch