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Nahversorger in Not: Bäckereien als Rückgrat der regionalen Versorgung

Eine aktuelle Studie der KMU Forschung Austria zeigt: Immer mehr Gemeinden in Österreich verlieren ihre letzten Lebensmittelhändler. Steigende Kosten, Fachkräftemangel und Bürokratie setzen besonders kleinen Betrieben im ländlichen Raum zu – und bedrohen damit auch viele traditionelle Bäckereien.

Die Nahversorgung am Land steht unter Druck wie selten zuvor. Laut der neuen Studie der KMU Forschung Austria, erstellt im Auftrag des Bundesgremiums Lebensmittelhandel in der Wirtschaftskammer Österreich, haben 69 Prozent aller Gemeinden mit weniger als 500 Einwohnern keinen Lebensmitteleinzelhändler mehr.
In Orten mit bis zu 1.000 Einwohnern sind es 43 Prozent, die ohne Nahversorger auskommen müssen. Insgesamt leben bereits 411.000 Menschen, also rund 4,5 Prozent der Bevölkerung, in Gemeinden ohne lokale Einkaufsmöglichkeit. Besonders betroffen sind das Burgenland, Tirol und Oberösterreich.

Bäckereien als Anker der Versorgung

Während in Städten neue Standorte entstehen, dünnt das Angebot am Land weiter aus. Was bleibt, sind oft jene Betriebe, die tief in der Region verwurzelt sind – und dazu zählen viele Bäckereien und Konditoreien.
Sie sind längst mehr als reine Verkaufsstellen: Sie sind Treffpunkte, Kommunikationsorte und Nahversorger im besten Sinn. In vielen Dörfern sind sie der letzte Ort, an dem man täglich Brot, Milch oder Eier bekommt – und Neuigkeiten austauscht.

Kosten, Bürokratie und Fachkräftemangel

Doch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind schwierig. Hohe Energie- und Rohstoffpreise, steigende Löhne und ein anhaltender Fachkräftemangel setzen den Betrieben zu. Hinzu kommt ein wachsender Bürokratieaufwand, der vielen kleinen Handwerksunternehmen die Arbeit erschwert.
„Ohne Entlastungen bei Energie und Abgaben droht vielen Betrieben das Aus“, warnt Christian Prauchner, Obmann des Bundesgremiums Lebensmittelhandel.

Neue Konzepte als Chance

Trotzdem zeigt sich, dass Innovation im Handwerk wirkt: Immer mehr Bäcker erweitern ihr Angebot um regionale Spezialitäten, kleine Lebensmittelsortimente oder Dorfcafés.
Auch neue Modelle – etwa 24-Stunden-Selbstbedienungsshops, Kooperationen mit Landwirten oder mobile Verkaufsstellen – könnten laut Studie helfen, Versorgungslücken zu schließen.

Wenn der letzte Bäcker schließt

Klar ist: Wo die letzte Bäckerei schließt, verliert ein Dorf nicht nur frisches Brot, sondern auch ein Stück seiner Identität.
Gerade im ländlichen Raum sind es oft die Bäcker, die Lebensqualität sichern – Tag für Tag, mit Handwerk, Herz und regionalem Engagement.

Download: Nahversorgung Die Rolle des Lebensmitteleinzelhandels im Kontext der Nahversorgung in Österreich – Oktober 2025

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