
Frühstart für Weihnachtsgebäck: Österreich macht’s anders
In Österreich startet die Nachfrage nach klassischen Weihnachtsgebäcken deutlich früher als in Nachbarländern. Während Schokoladen-Nikoläuse erst im November in den Fokus rücken, greifen viele KonsumentInnen bereits ab Herbst zu Lebkuchen, Zimtsternen und Dominosteinen. Diese Entwicklung eröffnet Chancen – aber auch Herausforderungen – für Bäcker, Konditoren, Cafetiers, Chocolatiers und Bonbonhersteller.
Käuferreichweite: Stabil, aber mit Werten im Wandel
Rund 60 % der österreichischen Haushalte kaufen jährlich Lebkuchen & Spezialitäten. Die Kategorie „Christmas Sweets“ (z. B. Nikolausfiguren, Adventskalender) erreicht etwa 50 % der Haushalte.
Die Käuferzahl stagniert über die Jahre hinweg, doch der durchschnittliche Einkaufswert steigt deutlich – durch höhere Preise und bewusst hochwertigeres Sortiment. Viele KonsumentInnen legen Wert auf Qualität, Exklusivität und Geschmack – ein Trend, den heimische Betriebe nutzen können.
Sortimentssteuerung über die Saison hinweg
Staffelung von Sortimenten
Kalenderperiode | Produktschwerpunkt | Strategie |
---|---|---|
Spätsommer / Herbst | Lebkuchen, Zimtsterne, klassische Gewürzgebäcke | Qualitative Rezepturen betonen, kleine Limited Editions, Nachfrage testen, regionale Zutaten hervorheben |
Oktober / Frühadvent | Adventkalender, Schokofiguren, Dekor- & Präsentartikel | Portfolio schrittweise erweitern, Geschenkoptionen, Bündelangebote, Sichtbarkeit im Shop & Café erhöhen |
November bis Weihnachten | Vollsortiment inkl. Premium-Spezialitäten & Geschenkboxen | Vollaussteuerung, Vorbestellungen, Firmenpräsente, Kooperationen mit Gastronomie/Hotellerie, Online-Verkauf stärken |
Diese Staffelung erlaubt flexibles Agieren, Ressourcenschonung und gezieltes Marketing.
Konzentration auf Wert statt Masse
Da die Käuferreichweite nicht stark wächst, liegt das Potenzial in der Steigerung des Warenkorbs. Hochwertige Rezepturen, kleinere Spezialchargen oder limitierte Editionen bieten Differenzierungsmöglichkeiten gegenüber Großhandel oder Importwaren.
Vorteile und Risiken für Produzenten in Österreich
Chancen
Lokale Identität & Regionalität: Österreichische Herkunft kann ein Verkaufsargument sein, gerade in Zeiten wachsender Nachfrage nach Regionalem.
Früher Marktclinch: Wer früh startet, kann Marktanteile gewinnen, bevor Massen-Anbieter eintreten.
Preispositionierung: Hochpreisige Spezialitäten lassen sich leichter bei treuen KundInnen platzieren.
Risiken
Lagerhaltung & Risiko: Früh produzierte Ware muss über längere Zeit gelagert oder in Chargen geplant werden.
Konsumentenmüdigkeit: Zu frühe Platzierung irritiert manche KäuferInnen – aber sie greifen trotzdem zu (dies zeigen Stimmen aus Österreich).
Wettbewerb aus Importware: Günstige Importprodukte für Weihnachtsware üben Druck – heimische Anbieter müssen mit Qualität, Story und Marke dagegenhalten.

Praxistipps für Unternehmen
Saisonplanung bereits im Frühjahr: Produktions-, Logistik- und Marketingpläne frühzeitig abstimmen.
Limitierte Vorab-Editionen: Kleine Charge spezieller Sorten im September/Oktober schaffen Aufmerksamkeit.
Storytelling & Marketing: Herkunft, Rezeptur, Handwerkskunst in den Vordergrund stellen.
Vertriebskanäle optimieren: Direktvertrieb (Belieferung von Hotels, Gastronomie, Feinkostläden) nutzen – weniger abhängig vom Supermarkt.
Zusatzangebote: Geschenkverpackungen, Sampling, Online-Aktionen – zusätzliche Umsatzquellen über die Saison hinweg.
Ausblick für die heimische Branche
Der frühe Nachfragebeginn für Lebkuchen und weihnachtliche Spezialitäten öffnet für Bäcker, Konditoren und Süßwarenbetriebe reale Potenziale – sofern sie flexibel und strategisch agieren. Wer sein Sortiment klug steuert, Qualität in den Vordergrund stellt und die österreichische Herkunft nutzt, kann aus diesem Trend echten Mehrwert ziehen.