
Wenn das Amt zur größten Herausforderung wird
Nicht Teuerung, Energiepreise oder fehlende Lehrlinge – sondern die Bürokratie wurde von Österreichs Klein- und Mittelbetrieben in einer aktuellen EU-Erhebung als das mit Abstand größte Hindernis genannt. 83 % der befragten Unternehmen in Österreich – darunter viele Handwerksbetriebe – gaben an, mit regulatorischen Hürden und Verwaltungsaufwand massiv zu kämpfen. Das ist EU-weit der zweithöchste Wert – nur Polen liegt mit 91 % darüber.
Factsheet Österreich Befragung
Bäckereien besonders im Visier der Regeln
Wer Brot bäckt, braucht Mehl, Wasser, Hefe – und immer öfter: Geduld mit den Behörden. Die Vorschriften reichen von Hygienechecks über verpflichtende Schulungen bis zur lückenlosen Nachweispflicht für Inhaltsstoffe, Allergene und Herkunft. Viele Bäckermeisterinnen und -meister empfinden das Regelwerk als unüberschaubar. Besonders kleinere Betriebe, die keine eigene Büroabteilung haben, stoßen an ihre Grenzen.
Digitalisierung: Anspruchsvoll, aber notwendig
Die Erhebung zeigt auch: In Österreich ist der Frust über digitale Prozesse höher als in anderen Ländern. 23 % der KMU nennen Digitalisierung als Herausforderung – in der EU liegt dieser Wert nur bei 17 %. Für Bäckereien bedeutet das: Neue Kassensysteme, digitale Rezepturen, Warenwirtschaft und elektronische Prüfberichte brauchen Investitionen – und Zeit. Und genau die fehlt oft im Tagesgeschäft.
Herausforderung | Anteil betroffener KMU in Österreich |
---|---|
Bürokratie & Verwaltungsaufwand | 83 % |
Zahlungsverzögerungen | 40 % |
Digitalisierung | 23 % |
Fachkräftemangel | 26 % |
Zugang zu Finanzmitteln | 12 % |
Fehlende Kompetenzen im Unternehmen | 19 % |
8 von 10 heimische KMUs leiden unter der Bürokratie
Anteil der KMUs, die regulatorische Hürden oder Verwaltungsaufwand als Problem angeben im Jahr 2025, in Prozent. Quelle: Europäische Kommission. Anm.: Mehrfachnennungen waren möglich.

Was es jetzt braucht: Entlastung für das Handwerk
Die Europäische Kommission erkennt im Bericht das „große Wachstumspotenzial“ vieler KMU – doch solange sich Betriebe im Formulardschungel verirren, bleibt dieses Potenzial ungenutzt. Besonders das Lebensmittelhandwerk, das ohnehin mit Fachkräftemangel, Nachtarbeit und steigenden Rohstoffpreisen kämpft, wünscht sich praxisnahe Lösungen: Einheitliche Regelwerke, digitale Verwaltungsvereinfachung und persönliche Ansprechpartner statt anonymer Plattformen.