
Ertragssteigerung trotz Flächenrückgang: Ein überraschendes Jahr
Das Getreidejahr 2025 bringt für Österreichs Landwirtschaft ein gemischtes Bild: Während die Anbaufläche für Getreide (ohne Mais) auf ein historisches Tief von 504.522 Hektar gesunken ist, konnte die Produktion dank günstiger Witterungsbedingungen und höherer Erträge gesteigert werden. „Die guten Wachstumsbedingungen im Frühjahr haben maßgeblich zur Ertragssteigerung beigetragen“, erklärt DI Günter Griesmayr, Vorstandsvorsitzender der Agrarmarkt Austria (AMA). Mit einer Gesamtproduktion von 5,25 Millionen Tonnen, inklusive Mais, übertrifft das Ergebnis das Vorjahr deutlich um 8,9 Prozent und liegt 1,2 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt.
Getreideflächen im Wandel: Mais und Dinkel gewinnen, Roggen verliert
Die Flächenentwicklung zeigt klare Gewinner und Verlierer. Körnermais konnte seine Anbaufläche um 13.039 Hektar ausdehnen und erreicht damit ein Plus gegenüber dem Vorjahr. Auch Dinkel (+4.716 ha) und Hafer (+3.057 ha) verzeichnen Zuwächse, während Roggen weiter schrumpft (-4.606 ha). Weichweizen bleibt mit 241.770 Hektar die dominierende Kultur und konnte die Rückgänge des Vorjahres teilweise ausgleichen (+3.476 ha).
Kultur | Fläche 2025 (ha) | Veränderung zu 2024 (ha) | Veränderung in % |
---|---|---|---|
Weichweizen | 241.770 | +3.476 | +1,5 % |
Körnermais | k.A. | +13.039 | k.A. |
Roggen | k.A. | -4.606 | k.A. |
Dinkel | k.A. | +4.716 | k.A. |
Hafer | k.A. | +3.057 | k.A. |
Hartweizen | k.A. | -1.289 | k.A. |
Zuckerrüben | 25.019 | -18.413 | -42,4 % |
Raps | 19.872 | k.A. | k.A. |
Sonnenblumen | k.A. | +3.931 | k.A. |
Bio-Landbau boomt: Rekord bei Ackerflächen
Der Biolandbau setzt seinen Aufwärtstrend fort und erreicht mit 281.134 Hektar einen neuen Höchststand. Rund 21 Prozent der österreichischen Ackerflächen werden nun biologisch bewirtschaftet. Weichweizen bleibt mit 42.737 Hektar die führende Bio-Kultur, gefolgt von Sojabohnen (30.861 ha). Die Verarbeitung von Bio-Getreide konnte um 12 Prozent auf 290.495 Tonnen gesteigert werden, während die Lagerbestände deutlich zurückgingen (-38 %).
Witterungsbedingungen: Zwischen nassem Herbst und trockenem Oktober
Trotz eines nassen Herbstes 2024, der die Aussaat vieler Wintergetreidearten behinderte, bot der trockene Oktober ideale Bedingungen für Weichweizen. Der milde Winter verhinderte Auswinterungsschäden, und ausreichende Niederschläge zwischen März und Juni förderten die Bestandsentwicklung. Lediglich eine Hitzewelle im Juni beeinträchtigte die Kornfüllungsphase bei Weizen leicht, während nasse Erntebedingungen seit Mitte Juli den Fortschritt verzögerten und vereinzelt zu Qualitätseinbußen führten.
Ernteergebnisse: Weizen und Mais überzeugen
Die Ernteergebnisse 2025 können sich sehen lassen: Weichweizen erreicht mit 1,53 Millionen Tonnen ein Plus von 6,8 Prozent gegenüber 2024 und sichert die heimische Versorgung mit Brot und Mehl. Hartweizen (138.000 t, +23,5 % zum langjährigen Mittel) und Gerste (750.000 t, +6,1 %) legen ebenfalls zu. Roggen bleibt mit 132.000 Tonnen unter dem Durchschnitt, deckt aber den Inlandsbedarf. „Die Qualität des österreichischen Getreides ist europaweit anerkannt und bildet eine stabile Basis für die Lebensmittelproduktion“, betont Ing. Lorenz Mayr, Vorsitzender des Verwaltungsrats der AMA.
Preisentwicklung: Getreide unter Druck, Düngemittel teuer
Trotz guter Ernteergebnisse stehen die Getreidepreise unter Druck. Premiumweizen notiert aktuell bei 237,50 Euro pro Tonne, deutlich unter dem Vorjahreswert von 275 Euro. Ähnliche Rückgänge sind bei Qualitätsweizen (230 Euro/t) und Futtergerste (160 Euro/t) zu beobachten. Gleichzeitig belasten hohe Düngemittelpreise die Landwirte: Kalkammonsalpeter kostet mit 365 Euro pro Tonne 14 Prozent mehr als im Vorjahr und 94 Prozent mehr als 2021.
Export und Handel: Italien bleibt Hauptmarkt
Österreich exportierte in den letzten zwölf Monaten 1,3 Millionen Tonnen Getreide, vor allem nach Italien (71 %). Für 2025/2026 werden Exporte von 1,8 Millionen Tonnen erwartet, während Importe bei 2,7 Millionen Tonnen liegen dürften. Die hohe Qualität des heimischen Weizens stärkt die Position am europäischen Markt.
Globaler Ausblick: Rekordernte und steigender Verbrauch
Weltweit wird für 2025/2026 eine Rekordernte von 2,4 Milliarden Tonnen Getreide prognostiziert. „Erstmals seit Jahren könnte die globale Produktion den Bedarf decken“, erklärt AMA-Abteilungsleiter Michael Meixner. Dennoch steigt der weltweite Verbrauch, und geopolitische Spannungen sowie klimatische Risiken belasten die Versorgungssicherheit weiterhin.
Stabile Versorgung trotz Herausforderungen
Das Getreidejahr 2025 zeigt, dass Österreichs Landwirtschaft trotz rückläufiger Flächen und wirtschaftlicher Herausforderungen robust bleibt. Die Ertragssteigerungen bei Weizen und Mais sowie der Boom im Bio-Bereich sind positive Signale. Doch niedrige Preise und hohe Produktionskosten erfordern innovative Lösungen, um die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.
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